Noch vor 50 Jahren gab es eine sehr einfache Regel um festzustellen, ob ein Kind reif für die Schule ist oder nicht. Wenn das Kind mit dem rechten Arm um den Kopf herum bis zum linken Ohr greifen konnte, dann war es auch reif für die Einschulung. Wenn das Kind sechs Jahre alt war und einen Eignungstest bestand, dann kam es in die Schule, heute sieht das schon ein wenig komplizierter aus, denn nicht nur die Altersgrenze ist heute flexibel geworden.
Es kommt auf den Stichtag an
In den meisten Fällen werden Kinder in Deutschland, die bis zu einem bestimmten Stichtag Geburtstag haben, auch eingeschult. Dieser Stichtag ist in jedem Bundesland anders und liegt zwischen dem 30. Juni und dem 30. September. Eine Ausnahme macht nur Berlin, denn dort ist der Stichtag der 31. Dezember. Neben der Einschulung nach der Stichtagsregelung gibt es aber auch noch die sogenannten Kann-Kinder und die Darf-Kinder. Kann-Kinder können von den Eltern eingeschult werden, auch wenn sie vor dem 31. Dezember Geburtstag haben. Darf-Kinder können auf Antrag der Eltern und mit dem Einverständnis der Schulleitung eingeschult werden.
Einen Schuleignungstest wie es in früher gab, gibt es heute nicht mehr. Bei diesen Tests wurde die Schulreife der Kinder getestet und Kinder, die den Test bestanden, wurden eingeschult, wer durchfiel, der musste den Test ein Jahr später wiederholen. Das Wort Schulreife gibt es heute ebenfalls nicht mehr, man spricht vielmehr von Schulfähigkeit, und wenn ein Kind schulfähig ist, dann ist es reif genug, um konzentriert jeden Tag zu lernen.
Früher oder lieber doch später?
Der Trend geht heute eher zur frühen Einschulung. Das ist immer dann sinnvoll, wenn ein Kind sich im Kindergarten langweilt und unbedingt in die Schule möchte. Vielfach kann man das bei Kindern beobachten, bei denen bereits ein Bruder oder eine Schwester schon zur Schule geht. Die kleinen Geschwister wollen den Großen nacheifern und eignen sich zu Hause schon einiges an, was es ihnen dann in der Schule einfacher macht.
Viele Eltern machen den Fehler, die geistige und körperliche Entwicklung ihres Kindes im Zusammenhang zu sehen. Selbst wenn ein Kind für sein Alter groß und kräftig ist, dann sagt das noch lange nichts darüber aus, dass es auch die geistige Reife hat, um in die Schule zu gehen. Im Zweifelsfall ist es eine gute Idee, mit der Erzieherin im Kindergarten oder mit dem Kinderarzt zu sprechen, ob ein Kind wirklich reif für die Einschulung ist, oder ob es sinnvoller ist, noch ein Jahr zu warten.
Fragen, die sich Eltern stellen sollten
Es gibt einen einfachen kleinen Katalog mit Fragen, die sich Eltern fragen sollten, wenn sie wissen möchten, ob ihr Kind schon reif für die Schule ist. Zu diesen Fragen gehören:
- Ist das Kind körperlich gesund und stabil?
- Kann das Kind gut sehen und hören?
- Kann es Geräusche erkennen und auch zuordnen?
- Ist es in der Lage, einen Ball sicher aufzufangen?
- Kann das Kind ohne Probleme ein Stück rückwärts laufen?
- Kann es eine Treppe oder eine Leiter sicher hinauf und wieder hinuntersteigen?
- Fährt es auf dem Fahrrad schon sicher ohne Stützräder?
- Ist das Kind in der Lage, für mindestens zehn Sekunden auf einem Bein zu stehen?
- Können Schleifen und Knoten gebunden werden?
- Hält sich das Kind beim Ausmalen an die Begrenzungen der Malvorlage?
- Kann sich das Kind selbstständig an- und ausziehen, ohne lange Zeit dafür zu benötigen?
Wenn ein Kind alle diese Dinge ohne große Probleme bewältigen kann, dann spricht vieles dafür, dass es auch schon eingeschult werden kann. Neben den körperlichen Fähigkeiten sollte ein Kind aber auch geistig fit sein, um den Schulalltag bewältigen zu können.